Nicht mit der Wartung warten
Eine Klimaanlage im Auto gehört mittlerweile zum Standard. Laut Kfz-Branche rüsteten die Hersteller im vergangenen Jahr mehr als 90 Prozent aller Neuwagen mit dem Komfortbauteil aus. Doch der Komfortgewinn kann in Ungemach umschlagen. „Moderne Klimaanlagen mit Pollen-, beziehungsweise Aktivkohle-Filter haben den Vorteil, dass sie die in den Innenraum strömende Außenluft gründlich reinigen“, erläutert Jürgen Lebherz von TÜV SÜD: „Das funktioniert jedoch nur bei einem einwandfreiem, sauberem Filtersystem. Ansonsten können sich dort Keime oder Bakterien einnisten und die Luft im Auto regelrecht verpesten.“ Deshalb sollten Autobesitzer die Klimaanlage regelmäßig warten lassen. „Nicht in jeder Inspektionsvorgabe ist das vorgesehen“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen, „und zu Beginn der warmen Jahreszeiten hin bieten viele Fachwerkstätten Aktionspreise an.“
Bei manchen Modellen kann man selbst prüfen, ob die Anlage noch ausreichend Kühlmittel hat. In der Gebrauchsanweisung steht, wo das Schauglas unter der Motorhaube zu finden ist. Bei zu geringem Füllstand sollte alsbald die Werkstatt korrigierend eingreifen. „Eine Inspektion der Klimaanlage schlägt mit ungefähr 80 Euro zu Buche“, sagt Jürgen Lebherz. Von Billigangeboten, vielfach zum Frühjahr hin beworben, hält der Fachmann wenig: „Da wird oftmals nur der Druck geprüft.“
Profis setzen bei der Neubefüllung der Anlage oft ein Kontrastmittel ein. „Eventuelle Leckagen lassen sich später so leichter orten“, erläutert der TÜV SÜD-Fachmann diese Vorgehensweise und empfiehlt, grundsätzlich sollte die Klimaanlage regelmäßig, auch bei mäßigen Temperaturen, mindestens zehn Minuten eingeschaltet werden. Das bewirkt eine ausreichende Schmierung des Systems; Verunreinigungen am Verdampfer werden durch ablaufendes Kondenswasser weggewaschen.
Bei der Wahl der Kühltechnik sollte man bedenken, dass der Energieverbrauch von Klimaanlagen sehr unterschiedlich sein kann. „Manuell geregelte Klimaanlagen mit ungeregeltem Kompressor verbrauchen in der Regel mehr Kraftstoff als Systeme mit Klimaautomatik und modernem elektronisch geregeltem Kompressor“, gibt Lebherz zu bedenken und „bei Elektrofahrzeugen kann der Energieverbrauch für die Klimatisierung im Sommer sehr hoch sein, was die Reichweite reduziert.“
Auf Kurzstrecken bringt der Einsatz einer Klimaanlage grundsätzlich wenig. Bis sie spürbar kühlt, ist das Fahrtziel erreicht. Im Stadtverkehr verbraucht die Klimaanlage zudem mehr Treibstoff verglichen mit dem Überlandverkehr. Überlegungen hinsichtlich des Mehrverbrauchs beim Einsatz der Klimaanlage hält Lebherz für wenig praxisgerecht: „Ein geöffnetes Seitenfenster verwirbelt die Luft. Das erhöht den Luftwiderstand und damit ebenfalls den Verbrauch.“ Der Praktiker: „Grundsätzlich gilt, im Ortsverkehr lieber das Fenster aufmachen, bei höherem Tempo lieber die Klimaanlage einschalten.“
Wer besonders sorgfältig sein möchte und Schäden vorbeugen will, der schaltet die Kühlung bei laufendem Gebläse aus, kurz bevor er sein Auto parkt. Das verhindert Restfeuchtigkeit am Verdampfer und reduziert die Gefahr von Geruchsbildung. Allerdings: „In der Praxis kenne ich niemand, der das wirklich konsequent macht“, schmunzelt Lebherz.